Der
Beatus von Saint-Sever zählt zu den Höhepunkten der französischen
Buchmalerei des 11. Jahrhunderts und zu den grandiosesten Werken der
Buchkunst aller Zeiten. Auf fast 600 Seiten begeistern die 112 teilweise
sogar doppelseitigen Miniaturen und die über 1400 farbigen Initialen
des Textes. Der Codex enthält neben dem Apokalypse-Kommentar des
asturischen Mönches Beatus von Liébana auch Ausführungen zu den
Evangelisten und ihrer Schrift, eine Genealogie Christi und den
Daniel-Kommentar des Hieronymus. Neben der überwältigenden Bilderpracht,
die die faszinierende Offenbarung des Johannes zum Ende der Welt
illustriert, ist es vor allem die Tatsache, dass es sich bei dem Beatus
von Saint-Sever um die einzige französische Beatus-Handschrift handelt,
die den Codex so einzigartig macht.
Beatus von Liébana – Codex von Saint-Sever
Der Beatus von Saint-Sever zählt zu den Höhepunkten der französischen Buchmalerei des 11. Jahrhunderts und zu den grandiosesten Werken der Buchkunst aller Zeiten. Auf fast 600 Seiten begeistern die 112 teilweise sogar doppelseitigen Miniaturen und die über 1400 farbigen Initialen des Textes. Der Codex enthält neben dem berühmten Apokalypse-Kommentar
des asturischen Mönches Beatus von Liébana auch Ausführungen zu den
Evangelisten und ihrer Schrift, eine Genealogie Christi und den
Danielkommentar des Hieronymus. Neben der überwältigenden Bilderpracht,
die die faszinierende Offenbarung des Johannes zum Ende der Welt
illustriert, ist es vor allem die Tatsache, dass es sich bei dem Beatus
von Saint-Sever um die einzige französische Beatus-Handschrift handelt, die den Codex so einzigartig macht.
Das Hauptwerk des Beatus von Liébana
Das Hauptwerk des asturischen Mönches Beatus von Liébana war im Mittelalter besonders in Nordspanien
weit verbreitet. Beatus von Liébana war Mönch und Theologe in einem
Kloster im Königreich Asturien im heutigen Nordspanien. Er lebte im 8.
Jahrhundert und starb wohl nach 798. Berühmt wurde er durch sein
Hauptwerk, den Kommentar zur Apokalypse des Johannes in zwölf Büchern.
Der Text der Apokalypse wurde in 66 Abschnitte eingeteilt, und nach
jedem Abschnitt folgt die sogenannte explanatio, der Kommentar des
Beatus zu den Versen. Die allegorischen und symbolischen Bilder der
Apokalypse sollten so leichter verständlich gemacht werden. Für das Jahr
800 wurde das Weltende erwartet, was Beatus wohl zu
seinem berühmten Apokalypse-Kommentar veranlasst hat. Diese gegen Ende
des 8. Jahrhunderts entstandene Schrift fand besonders in der
nordspanischen Buchmalerei des Mittelalters weite Verbreitung und ist
bis heute in 27 reich illustrierten Handschriften erhalten.
Einzigartiges französisches Exemplar
Fast alle dieser Beatus-Handschriften stammen aus Spanien. So stellt der Codex von Saint-Sever eine einzigartige Ausnahme dar, ist er doch der einzige in Frankreich entstandene Beatus. Auftraggeber war Grégoire de Montaner (1028–1072), Abt von Saint-Sever.
Das Benediktinerkloster wurde Ende des 10. Jahrhunderts gegründet und
entwickelte sich schnell zu einer stolzen und einflussreichen Abtei.
Unter Grégoire de Montaner wurde Saint-Sever zu einem Zentrum der Kunst und Kultur, wo sich bedeutende Bildhauer und Buchmaler versammelten.
Der Meister des berühmten Skriptoriums von Saint-Sever, Stephanus Garsia,
fertigte um 1038 zusammen mit einer Gruppe von Kopisten und
Miniaturisten aus dem Skriptorium das berühmteste Werk der Abtei: den
Beatus von Saint-Sever, der heute in der Bibliothèque Nationale in Paris
aufbewahrt wird.
Phantastische Wesen und himmlische Ereignisse
Dieser prachtvolle Codex versammelt auf 592 Seiten 112 Miniaturen und über 1400 farbige Initialen. In den Miniaturen der Handschrift kommen vielfältigste Einflüsse
zum Ausdruck. Vor allem wird der Bezug auf die spanischen
Beatus-Handschriften deutlich, beispielsweise ist die Seite mit der
Darstellung von Babylon, von Schlangen umgeben, genau so in anderen
Beatus-Handschriften zu finden. Doch sind auch Kenntnisse der
afrikanischen, islamischen, orientalischen und insulare Kunst und Kultur
erkennbar. Antike oder karolingische Buchmalerei wird etwa beim
Autorenbild zum Buch Daniel deutlich. Auf reichlich Goldgrund werden die unglaublichen Visionen des Johannes in einer überwältigende Fülle an Farben und Formen
ins Bild gesetzt. Die Bildseiten sind reichlich ornamental
ausgestaltet, etwa das Frontispiz mit seinem vegetabilen und tierischen
Dekor, sowie zahlreiche weitere Teppichseiten, die das Buch schmücken.
Beeindruckend sind die Kompositionen der Darstellungen,
etwa die Miniatur zur siebten Offenbarung auf einer Doppelseite. Dort
präsentieren sich überwiegend in leuchtenden Rottönen auf Goldgrund zwei
Reihen der Auserwählten, die mit Palmzweigen in der Hand das Lamm
Gottes anbeten. Es finden sich natürlich auch erschreckende Bilder von
bösen Engeln, Fabelwesen in Heuschreckenkörpern und mit schrecklichen
Fratzen.
Bei der Vertiefung in die unglaubliche Bilderwelt des Beatus-Kommentars zur Apokalypse des Johannes wird schnell klar, dass es sich bei dem Beatus von Saint-Sever um „eines der bedeutendsten Meisterwerke der mittelalterlichen Miniaturkunst überhaupt“ handelt.