Der
Pariser Alexanderroman ist die prächtigste Ausgabe einer
mittelalterlichen Biographie über Alexander den Großen. Das Werk
entstand etwa 1420 und ist illustriert mit zahlreichen farbenprächtigen
und goldgeschmückten Miniaturen, sowie mehrzeiligen goldenen Initialen.
In spannenden Bildern erzählt der nach seinem Meisterwerk benannte
„Alexandermeister“ von den Reisen und Abenteuern des antiken Helden.
Der Pariser Alexanderroman
Zwischen
1420 und 1425 entstand in Paris eine reich ausgestattete Handschrift
über das Leben Alexanders des Großen. Die Schrift ist zweifelsfrei einer der prachtvollsten Codices des Mittelalters,
die die Vita des antiken Helden behandeln. Beinahe jedes der 97 Blätter
ist mit gotischen Bildern und Zierelementen geschmückt. Insgesamt
befinden sich 86 farbenfrohe, von goldenen Dornranken eingerahmte Miniaturen und über 100 mehrzeilige Goldinitialen im Werk.
Alexander der Große, eine Gallionsfigur des Mittelalters
Es ist heute nicht bekannt, wer das prächtige Werk in Auftrag gab. Der Buchmaler, der für den Codex verantwortlich ist, wurde nach seinem Meisterwerk lediglich als „Alexandermeister“ benannt.
Auch kann nicht genau bestimmt werden, ob das Werk im Hinblick auf
einen bestimmten Empfänger entstanden ist. Allerdings wurden die Heldensagen und Geschichten um Alexander den Großen im Mittelalter stark mit der eigenen höfischen Kultur identifiziert und seine Taten und Tugenden galten vielen Rittern als vorbildhaft.
Man benutzte Alexanderromane als positive Beispiele in der Erziehung
junger Prinzen. Daher wäre es denkbar dass auch das Pariser Exemplar für
einen jungen Leser aus höfischem Umfeld bestimmt war.
Phantasievolle und originelle Miniaturen
Der Pariser Alexanderroman orientiert sich an den unzähligen
volkstümlichen Geschichten rund um Alexander, die in vielen
Übersetzungen und Nachdichtungen bis ins Mittelalter überliefert
wurden. Seine Reise von Europa nach Asien im Jahre 334 vor Christus ,
sein Unterricht bei Aristoteles, sein Kampf gegen den Perserkönig
Darius, all das machte den antiken Helden zum Vorbild mittelalterlicher
Ritter und Herrscher. Die wundersamen Ereignisse seines Lebens stellte der Pariser Alexandermeister in seinem Werk in unverwechselbarer Farbpracht und Detailtreue
dar. Er illustriert naturalistische Landschaften, Ritter im Kampf und
im höfischen Alltag, mittelalterliche Städte, Gewänder und Rüstungen
sowie Tiere und Fabelwesen in unerschöpflicher Erzählfreude. Die mitreisenden Bilder werden belebt durch Personen mit individuellen Gesichtszügen und ausdrucksvoller Körpersprache.
Ein berühmter Besitzer
Die
Geschichte des Pariser Alexanderromans liegt weitgehend im Dunkeln.
Allerdings gibt auf einer der ersten Seiten des Buches einen
handschriftlichen Eintrag, der auf einen sehr berühmten Besitzer
hindeutet. Hier findet sich nämlich der Schriftzug „HR“, der für Henricus rex steht und das Monogramm des englischen Königs Heinrich VIII. war.
Die Inschrift stammt aus dem 16. Jahrhundert. Später wurde das Werk mit
der privaten Bibliothek König Georgs II. an das British Museum
gestiftet. Aus diesem Museum ging die heutige British Library hervor, in der sich das Meisterwerk heute befindet.