Der
Codex Aureus Epternacensis (Goldenes Evangelienbuch von Echternach)
gehört zu den schönsten Büchern, die bis in unsere Zeit erhalten
geblieben sind. Der Codex ist komplett mit Goldtinte geschrieben und mit
64 prächtigen Miniaturen- und Purpurseiten versehen.
Goldenes Evangelienbuch von Echternach
Das Evangelienbuch ist ein Werk von unvorstellbarer Pracht, verschwenderisch in seinem Reichtum an Bildmotiven, an herrlichen Ornamenten und farbenprächtigen szenischen Darstellungen zum biblischen Geschehen.
Schon allein die Größe der Pergamentseiten (31 x 44 cm) verrät die
Bedeutung, die diesem Buch als Repräsentationsobjekt zukam. In 64 ganzseitigen Miniaturen und Schrifttafeln, in Hunderten von kostbaren Initialen zeigt die Echternacher Malschule ihr einzigartiges Können in voller Blüte. Silbertöne und kaiserlicher Purpur steigern den Eindruck voller Würde. Seinen Namen erhielt der Codex Aureus durch die nahezu verschwenderische Verwendung von Gold auf fast allen Seiten.
Das Kloster in Echternach und der Heilige Willibrord
Die Benediktinerabtei Sankt-Willibrord im luxemburgischen Echternach
hatte ihren Namen von ihrem Gründer, einem ** angelsächsisch
Wandermönch**, der im Jahr 658 in Northumbrien geboren wurde. Als er 81
Jahre später in Echternach starb, hatte Willibrord längst den Grundstein
dazu gelegt, dass Echternach eines der - viele sagen DAS führende
Reichsskriptorium auf dem Kontinent beherbergte. Im 11. Jahrhundert ernannten es die herrschenden Salier zu ihrem Hofatelier.
Geschätzte 100 prachtvolle und goldene Bilderhandschriften wurden in
diesem Jahrhundert in Echternach hergestellt: Das Echternacher
Sakramentar, das Echternacher Evangelistar, das Perikopenbuch Heinrichs
III., das Salische Kaiserevangeliar… Keines allerdings ist so schön und so berühmt wie das Goldene Evangelienbuch - der Codex Aureus Epternacensis.
Wunderschöner Text
Von besonderer Schönheit sind die Pergamentseiten, auf denen die Texte der Evangelien in reinem Gold, dem Symbol des Lichts und der Erleuchtung,
niedergeschrieben sind. Der Text selbst erscheint in zwei Kolumnen; er
ist belebt von kleinen Initialen in Gold oder größeren Buchstaben, die
von Flechtwerk durchsetzt sind. Als Ornament dienen häufig menschliche
Gestalten, Vögel und Säulen. Um einzelne Textstellen besonders zu
betonen, malte man Initialbuchstaben, die über eine ganze Spalte
reichen.
Ein Blick in den Alltag
Der große Bilderzyklus
zum Neuen Testament erscheint in vier Teilen, von denen je einer dem
jeweiligen Beginn der Evangelientexte vorangestellt ist. In diesen wird das biblische Geschehen mit einer Fülle lebendiger Einzelheiten dargestellt.
Auf sechzehn Seiten der Handschrift sind in je drei untereinander
stehenden Zonen weit über hundert Einzeldarstellungen ausgebreitet.
Jeder der vier Teile umfasst einen Zeitabschnitt des Lebens Christi auf
Erden. Die Treue zum Bibeltext ist immer bis ins kleinste Detail
gewahrt. Alle Bilder sind ein Spiegel des Mittelalters. Der Codex Aureus
stellt damit eine, im Vergleich zu den schriftlichen Texten, unerschöpfliche Quelle zur Erforschung des mittelalterlichen Alltagslebens dar.