Das
Werk „De Sphaera“ von Christoforo de Predis ist ein astrologisches
Lehrbuch, das in gekonnter Weise Beschreibungen von Planeten und
Sternbildern mit Schilderungen des alltäglichen Lebens in der
Renaissance verbindet. Die 15 großformatigen Illustrationen, die den
Text dekorieren, gehören zu den schönsten und detailliertesten
Buchmalereien des 15. Jahrhunderts.
De Sphaera
Eines der schönsten astrologischen Bücher der Renaissance entstand etwa 1470 in Oberitalien, am Hof der Visconti. Der Buchmaler Christoforo de Predis verfasste mit seinem Meisterwerk „De Sphaera“ eine Kunde der Sterne und Planeten, die sich auf dem modernsten Stand der Wissenschaft zu seiner Zeit befand. Begleitet werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse von 15 prächtigen Miniaturen, die astronomische Karten zeigen, auf denen die Planeten verzeichnet sind, das Verhältnis zwischen Himmel und Erde erläutert wird und die Szenen aus dem alltäglichen Leben mit wiederkehrenden Himmelsbewungen verbunden werden.
Die Sforza, Förderer der Künste und Wissenschaften
Einige der einflussreichsten Schrifsteller der Renaissance waren am Hof der Sforza, beziehungsweise der vorhergehenden Visconti,
tätig. Weltberühmte Werke wurden von der Familie in Auftrag gegeben,
darunter auch die „De Sphaera“. Der von Geburt an taubstumme Maler
Christoforo de Predis gestaltete seinen Codex auf der Grundlage von vorhergehenden astrologischen Entdeckungen, die durch mathematische Gesetze erläutert sind, aber durch Mythen und Legenden,
sowie dem Einfluss des Göttlichen und Abergläubischen noch nicht ganz
an Poesie und Zauber verloren haben. Viele der Fürsten der Visconti
ließen sich regelmäßig Horoskope erstellen, welche die astrologische Kultur im humanistischen Oberitalien der Renaissance bestimmten. Die zahlreichen Vorlagen verband de Predis gekonnt zu einem meisterhaften Dokument der Wissenschaft seiner Zeit.
Traumhafte Malereien
Christoforo de Predis war ein Buchmaler von außergewöhnlich hoher Begabung, er verlieh seinen Zeichnungen eine Sensibilität, die möglicherweise durch seine angeborene Krankheit noch an Feinheit gesteigert wurde. Die 15 ganzseitigen Miniaturen
der „De Sphaera“ zeigen die Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Sonne,
Venus, Merkur und Mond, die nach damaliger Vorstellung die Erde
umkreisen. Er erklärt mithilfe damals modernster Wissenschaft die Mondphasen und Klimakoordinaten, und kombiniert diese Erkenntnisse mit traditionellen Vorstellungen, die das Schicksal der Menschheit auf den Einfluss der Sterne zurückführen. In einer strahlenden Farbenvielfalt und überraschender Detailtreue
zeichnete er entzückende Landschaften, Städte und Wohnräume, die sich
ausgesprochen realitätsnah präsentieren und den Betrachter in längst
vergangene Zeiten zurückversetzen.
Mit seinem Werk erschuf de Predis ein Meisterwerk der Buchkunst und lieferte einen wichtigen Vorläufer der astronomischen Erkenntnisse unserer Zeit. Er ordnete verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens den Bewegungen der Planeten am Himmel zu und lieferte kunstvolle Vorgänger unserer heutigen Sternkarten. Eine Besonderheit, die für die damalige Sternenkunde üblich war, ist die Personifizierung der Planeten. Diesen wurden gute oder schlechte Eigenschaften zugeschrieben, welche bei den entsprechenden Sternzeichen wiederkehrten. Das Werk ist ein phantastischer Zeitzeuge und ein wichtiges Dokument der Kultur.