Andreas Vesalius: De Humani Corporis Fabrica
Obwohl Vesalius'
Werk nicht das erste war, das auf tatsächlichen Autopsien basierte, und
auch nicht das erste dementsprechende Werk in dieser Epoche, wurde es
sofort zu einem Klassiker: aufgrund der Qualität seiner Ausstattung –
hochdetaillierte und komplizierte Schnitte – und auf Grund des
hochwahrscheinlichen Umstands, dass die Künstler, die es schufen, bei den Obduktionen selbst anwesend waren.
Vesalius ließ das Werk im Alter von 28 Jahren veröffentlichen, wobei er
sich große Mühe gab, die hohe Qualität sicher zu stellen. Die mehr als
250 Illustrationen sind von großem künstlerischen Wert und werden von
modernen Gelehrten im Allgemeinen dem "Atelier des Tizian"
zugeschrieben. Dieser prachtvoll illustrierte Codex stellt somit einen Eckpfeiler der modernen Medizin dar.
Andreas Vesalius (1514-1564) war wohl der berühmteste Anatom der Spätrenaissance.
Er stützte sich auf die Erkenntnisse seiner eigenen Sezierungen und
lieferte eine für seine Zeit ungewöhnliche Beschreibung des menschlichen
Körpers mit einem bis dahin beispiellosen Grad an Genauigkeit. Er wurde
entweder am letzten Tag des Jahres 1514 oder am ersten Tag des Jahres
1515 in Brüssel geboren und stammte aus einer Arztfamilie, was der Grund
für seine Hingabe an Chirurgie und Anatomie gewesen sein muss. Im Alter
von 15 Jahren verließ er Brüssel, um in Löwen zu studieren. Später
studierte er Medizin in Montpellier und Paris, bevor er wieder nach
Löwen zurückkehrte, diesmal jedoch nicht als Student, sondern um
Anatomie zu unterrichten. Später lehrte er an der renommierten
Universität Padua und war Gastdozent an der Universität Bologna. Er war
erst 28 Jahre alt, als er seine großen Werke veröffentlichte, die De Humani Corporis Fabrica libri septum und Epitome,
wobei letzteres die zusammengefasste Version des Originals ist, eine
billigere und kürzere Version, die speziell für seine Studenten
angefertigt wurde. Die Büchersammlung basiert auf seinen
Vorlesungen aus Padua, bei denen er von der üblichen Praxis abwich,
indem er eine Leiche sezierte, um zu veranschaulichen, was er
unterrichtete. Obduktionen waren zuvor von einem Barbier mit
chirurgischen Fähigkeiten unter der Leitung eines Doktors der Medizin
durchgeführt worden, der erwartungsgemäß keine "Handarbeit" zu leisten
hatte. Vesalius' magnum opus legt dagegen „Hand an“ und präsentiert eine
sorgfältige Untersuchung der Organe und der gesamten Struktur des
menschlichen Körpers. Aus diesem Grund wird Vesalius oft als Vater der
modernen Anatomie angesehen.