Das
Stundenbuch des Prinzen von Frankreich ist ein hervorragend
gearbeitetes illuminiertes Manuskript, das um 1500 in Bourges, im
Atelier von Jean und Jacquelin de Montluçon in Zusammenarbeit von Vater
und Sohn hergestellt wurde. Diese waren eine erfolgreiche Familie von
Buchilluminatoren, die sehr von der Gunst der Adeligen und sogar der
französischen Krone profitierten. Das Stundenbuch, das für den
Thronanwärter Frankreichs gedacht war, gilt als eines der prächtigsten
Manuskripte, die im goldenen Zeitalter der französischen Buchmalerei
geschaffen wurden – und eines der kostspieligsten! Alle 128 Seiten sind
verschwenderisch im eleganten französischen Stil und mit leuchtkräftigen
Farben und Goldakzenten illuminiert.
Das Stundenbuch des Prinzen von Frankreich
Diese Kostbarkeit aus dem goldenen Zeitalter der französischen Buchmalerei war eine Anfertigung für den Thronfolger von Frankreich, den Dauphin, und das Ergebnis einer Vater-Sohn-Kollaboration in Bourges. Jean de Montluçon und sein Sohn Jacquelin
betrieben in Bourges um etwa 1500 ein Kunstatelier, ebenso wie ihr
Zeitgenosse, der talentierte Künstler Jean Colombe, der für das überaus
prächtige Stundenbuch Les Très Riches Heures du Duc de Berry
verantwortlich zeichnete. Das Stundenbuch des Prinzen von Frankreich,
das heute in der Bibliothèque Municipal von Grenoble unter der Signatur
Ms. 1011 aufbewahrt wird, ist eines der aufwendigsten und kostbarsten
illuminierten Handschriften, das je hergestellt wurde und das mit einer
Kunstfertigkeit ausgeführt wurde, die als unübertroffen gelten muss.
Ein Vater-Sohn-Team
Im
Jahr 1461 gründete Jean de Montluçon sein Atelier in Bourges, wo zwei
Jahre später auch sein Sohn Jacquelin geboren wurde. Unter der
Gönnerschaft der französischen Adeligen und der Krone florierte ihr
künstlerisches Schaffen – Jean wurde sogar mit den Dekorationen für das Begräbnis König Charles VII
beauftragt. Nach dem Tod seines Vaters in 1494 übernahm Jacquelin die
Werkstatt und führte sie weiter bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 1505.
Neben illuminierten Manuskripten wie dem Monypenny-Brevier, dem Stundenbuch von Chappes (Bibliothèque de l’Arsenal, Ms 438) oder dem Missel franciscain
(Bibliothèque municipale de Lyon, ms. 514), die Montluçon der Ältere in
Zusammenarbeit mit Jean Colombe anfertigte, schufen Vater und Sohn
herrliche Altargemälde, wie die Anbetung des Kindes von Chambéry, sowie eine Vielzahl heraldischer Malereien.
Ein Manuskript, das eines Prinzen würdig ist
Der Dauphin, als der Thronanwärter Frankreichs,
gehörte im späten Mittelalter den allerhöchsten Adelskreisen von Europa
an. Aus den Wirren des 100-jährigen Krieges war Frankreich einerseits
angeschlagen doch durch die zentralere Ausrichtung des Staates auch
erneuert hervorgegangen: es folgte eine neue Hochphase, die Ausdruck
fand in vielfältigen Meisterwerken, die in dieser Zeit geschaffen
wurden, und die heute als goldenes Zeitalter der französischen Illumination
bezeichnet wird. Französische Manuskripte aus dieser Zeit sind
unübertroffen in der Kunstfertigkeit, mit der sie geschaffen wurden, und
in dem Reichtum an Dekorationen, die sie in leuchtenden Farben und mit
fein schimmernden Goldakzentuierungen beherbergen. Das Stundenbuch des Prinzen von Frankreich
bildet keine Ausnahme unter diesen künstlerischen Bravourleistungen –
jede seiner 128 Seiten ist in elegantem französischem Stil illuminiert.
Die Miniaturszenen, von architektonischen Rahmungen umgeben, stellen
einen Realismus aus, der sich in Mimik und Gestik der Figuren und
Geschöpfe zeigt, wie auch eine luftige, traumähnliche Qualität mittels
strahlender Farben und glänzendem Gold. Es ist ein glänzendes Beispiel
spätmittelalterlicher Kunstfertigkeit, der Inbegriff eines illuminierten
Manuskripts und des Prinzen von Frankreich würdig.