Dieses
prächtige Manuskript aus dem 12. Jahrhundert stammt aus der
Benediktinerabtei St. Bertin im Nordwesten Frankreichs, ist aber stark
von der byzantinischen Kunsttradition beeinflusst. Aufgrund einiger
Texte, die sich kritisch über den Zweiten Kreuzzug und das römische
Papsttum äußern, wird angenommen, dass die Handschrift ursprünglich vom
byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos in Auftrag gegeben wurde. Sie
ist mit insgesamt 172 Miniaturen, davon 45 ganzseitig, ausgestattet, die
Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie eine Sammlung von
Heiligenviten illustrieren. Sie zeichnen sich durch eine äußerst
lebendige Farbgebung, prächtige Goldfiguren und flächige Darstellungen
in bunten Schmuckrahmen aus. Die sehr begehrte Handschrift ging durch
die Hände verschiedener Bibliophiler, bevor sie schließlich von König
Wilhelm I. der Niederlande erworben wurde.
Illustrierte Bibel von Den Haag
Die sogenannte illustrierte Bibel von Den Haag ist eine durchgehend illustrierte französische Handschrift des 12. Jahrhunderts. Sie ist entstanden in der Benediktinerabtei St. Bertin im Nordwesten Frankreichs, weist jedoch deutliche byzantinische Einflüsse auf. Vermutlich ist sogar der Name des byzantinischen Kaisers Manuel I Komnenos mit der Handschrift verbunden, wie ein anklagender Text gegen Rom bezüglich des Zweiten Kreuzzuges auf zwei Seiten des Buches vermuten lässt. Insgesamt 172 Abbildungen
illustrieren das Alte und das Neue Testament in herrlichen, kostbaren
Miniaturen. Eine Handschrift mit wahrlich spannender Geschichte!
Die Bibel-Illustrationen
Insgesamt
45 ganzseitige Miniaturen illustrieren die 94 Seiten der sogenannten
Illustrierten Bibel von Den Haag. Jede davon ist unterteilt in vier
Bildfelder. So ergibt sich ein umfangreicher Bildschmuck von insgesamt 172 Abbildungen mit Szenen des Alten und Neuen Testaments.
Sie präsentieren den Kreislauf der Erlösung, beginnend mit der
Erzählung von Adam und Eva und endend mit dem Jüngsten Gericht. Daneben
finden sich auch einige Heiligenviten und -Martyrien in bildlicher
Darstellung.
Frankreich und Byzanz
Die kostbare
Handschrift mit Text in Latein und Französisch ist gegen Ende des 12.
Jahrhunderts entstanden, ein Jahrhundert später wurde schließlich
weiterer Text hinzugefügt. Die Illustrierte Bibel stammt aus der Benediktinerabtei von St. Bertin im Nordwesten Frankreichs. Stilistische Merkmale verweisen auf den sogenannten französischen Stil von 1200. Doch auch byzantinische Einflüsse
werden bei der Betrachtung der zum Teil auf Goldgrund präsentierten
Miniaturen deutlich. Eine äußerst lebendige Farbgebung, prächtige
goldene Figuren und eine flache Darstellungen zeichnen die Malereien in
bunten Zierrahmen aus.
Der byzantinische Kaiser und der Niederländische König
Ein weiterer Hinweis auf einen Bezug zu Byzanz verbirgt sich in der Handschrift: neben dem deutlichen byzantinischen Einfluss in den Miniaturen befindet sich sowohl auf der ersten als auch auf der letzten Seite der Handschrift eine Anklage gegen den Zweiten Kreuzzug und gegen Rom. Dies lies die Vermutung aufkommen, die Handschrift sei entstanden im Auftrag des byzantinischen Kaisers Manuel I Komnenos (1118–1180). Außerdem dienten die herrlichen Bibel-Illustrationen ursprünglich vermutlich als Einleitung eines Psalters.
Die Handschrift der Illustrierter Bibel von Den Haag befand sich im 18. Jahrhundert im Besitz von Joseph Désiré Lupus, bevor König Willem I. der Niederlande sie erwarb. 1823 gelangte sie schließlich in die Koninklijke Bibliotheek von den Haag.