Ulug
Beg war nicht nur Statthalter von Samarkand, sondern auch ein ideeller
Förderer und Finanzier der Wissenschaft und Künste sowie selbst ein
begnadeter Mathematiker und Astronom. Als solcher ließ er das Buch der
Fixsterne zwischen 1430 und 1440 zur eigenen Nutzung kopieren und
prachtvoll illuminieren. Grundlage für den beeindruckend genauen
Sternenkatalog ist ein astronomisches Traktat aus dem 10. Jahrhundert,
das den Fürsten bei seinen eigenen Himmelsbeobachtungen unterstützen
sollte. Der einflussreiche und kalligrafisch unübertreffliche Text wird
von 74 bezaubernden, oft ganzseitigen Miniaturen der beschriebenen
Sternkonstellationen ergänzt. In den filigran gezeichneten,
pastellfarbenen Miniaturen erstrahlen die einzelnen Sterne in glänzendem
Gold, wobei sich ihre Größe an ihrer Helligkeit orientiert. Nicht zum
Sternenbild gehörende Sterne werden in Rot dargestellt, wobei alle
mithilfe von Inschriften namentlich ausgewiesen werden. Dieses
Meisterwerk zentralasiatischer Kunst ist ohne Zweifel eine der schönsten
Handschriften über den Sternenhimmel und demonstriert ein
atemberaubendes Zusammenspiel von wissenschaftlichen Erkenntnissen und
künstlerischer Raffinesse!
Eine astronomische Prachthandschrift für die fürstliche Bibliothek
Die
Astronomie ist eine der ältesten Wissenschaften der
Menschheitsgeschichte. Den Wunsch danach, das Universum und die Rolle
der Erde darin zu ergründen, scheint auch der timuridische Fürst Ulug
Beg (1394–1449) gehabt zu haben. Ihm war klar, dass es dazu eines
präzisen Sternenkatalogs als Grundlage bedarf, weshalb er das Buch der
Fixsterne etwa zwischen 1430 und 1440 an seinem Hof in Samarkand
kopieren und prächtig illuminieren ließ.
Ein leidenschaftlicher Wissenschaftler auf dem Thron
Ulug
Beg führte die Astronomie im 15. Jahrhundert während seiner Herrschaft
über Samarkand zu neuer Blüte. Dabei war er nicht nur ideeller Förderer
und Finanzier der Wissenschaft und Künste, sondern auch selbst ein
begnadeter Mathematiker und Astronom. So ist es auch nicht
verwunderlich, dass er das berühmte Observatorium errichten ließ, das
seinerzeit zur besten Sternwarte der Welt rangierte und unglaublich
genaue Himmelsbeobachtungen ermöglichte. Ulug Beg und seine Gelehrten
schafften es etwa, das Sternenjahr auf 58 Sekunden genau zu berechnen.
Seine Faszination für die Wissenschaft zeigt sich bereits in jungen
Jahren: Nur kurz nachdem sein Großvater, der Timuridenherrscher
Timurlengs, ihn mit 15 Jahren zum Statthalter Samarkands ernannt hatte,
gründete er eine Hochschule in der sagenumwobenen Stadt an der
Seidenstraße und versammelte damit zahlreiche Gelehrte an seinem Hof,
mit denen er gemeinsam Wissenschaft betrieb.
Für Jahrhunderte unübertroffene Präzision
Das
Buch der Fixsterne ist eine Abschrift des beeindruckenden
astronomischen Traktats und Sternenkatalogs des persischen Gelehrten
Al-Sufi (903–986). Ihm gelang es im 10. Jahrhundert, die Erkenntnisse
aus Ptolemäus‘ (100–160) Almagest mit der arabischen Literatur und
eigenen Beobachtungen zu einem für Jahrhunderte an Präzision
unübertroffenen Werk zusammenzuführen, das sowohl in der islamischen als
auch der christlichen Welt bald zum Standard wurde. Al-Sufi beschrieb
darin sogar bereits die Magellan’sche Wolke und die Andromedagalaxie.
Astronomische Konstellationen in atemberaubenden Miniaturen
Die
im kalligrafisch vollendeten Text beschriebenen Sternenkonstellationen
und Himmelskörper werden in dieser prächtigen Abschrift von Al-Sufis
Werk mit 74 bezaubernden, oft ganzseitigen Miniaturen illuminiert, denen
nicht nur ein ästhetischer Wert zukommt, sondern die auch für die
wissenschaftliche Himmelsbeobachtung von Nutzen sind. Alle
Konstellationen werden in zweifacher Ausführung gezeigt: einmal so, wie
sie von der Erde aus am Himmel zu sehen sind, und einmal andersherum als
Projektion auf eine Sphäre, so als würde man sie vom Weltraum aus
betrachten.
In den filigran gezeichneten, pastellfarbenen Miniaturen, die einige
Einflüsse aus der chinesischen Kunst aufweisen, erstrahlen die einzelnen
Sterne in glänzendem Gold, wobei sich ihre Größe an ihrer Helligkeit
orientiert. Diejenigen Sterne, die nicht zum jeweiligen Sternbild
gehören, erscheinen hingegen in Rot, wobei allesamt durch Inschriften
mit ihren Namen ausgewiesen werden. Ein atemberaubendes Zusammenspiel
wissenschaftlicher Erkenntnisse und künstlerischer Raffinesse!